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DIE RÖMER IN DEN NIEDERLANDEN

In den Niederlanden dauerte die Römerzeit gut fünf Jahrhunderte, eine faszinierende Periode, in der allerlei kulturelle Entwicklungen stattfanden. Die Römer verursachten auf verschiedenen Ebenen große Umwälzungen. Typisch für die Niederlande ist, dass nur der südliche Teil des Landes zum Römischen Reich gehörte. Die hier verlaufende Grenze des Römischen Reiches, der Rhein, stellt den ältesten Teil des römischen Limes dar.

Beginn der Römerzeit

Die Römerzeit beginnt in den Niederlanden im Jahr 19 v. u. Z., als sich zwei oder drei Legionen in Nimwegen niederließen. In den ersten Jahren widmeten die Römer in unserer Umgebung sich hauptsächlich militärischen Aktivitäten. In einem kontinuierlichen Prozess von Aktion und Reaktion bauten sie den Rhein zu einer gesicherten Wasserstraße aus – Flüsse waren schließlich die Schnellstraßen der Antike. So entstand eine Kette von Kastellen entlang des Rheins. Ab dem Jahr 47, als Kaiser Claudius seine Aufmerksamkeit von Germanien nach Britannien verlegte, wurde der Rhein ein Grenzfluss, den wir im Nachhinein als den Limes bezeichnen.

Wohlfahrt

Die römischen Niederlande erlebten im zweiten Jahrhundert einen wirtschaftlichen und kulturellen Höhepunkt. Die Romanisiering erstreckte sich bis in die entlegensten ländlichen Gebiete und vermischte sich dort mit den lokalen Bräuchen. So entstand eine heterogene Gesellschaft mit Einflüssen aus allen Teilen des Reichs. Die Römer führten Städte ein und Bürgerrechte, ein Konzept, das bis dahin völlig unbekannt war, aber seitdem ein wichtiger Grundstein der (westlichen) Geschichte ist. Berühmt ist auch die römische Ingenieurskunst, die sowohl Architektur als den Bau von Straßen, Brücken und Kanälen umfasst. Übrigens ließen die Völker nördlich des Rheins sich kaum von den Römern beeinflussen. Es gab zwar Handelskontakte, aber ihre Lebensweise veränderte sich dadurch nicht oder nur sehr wenig.

Fränkisierung

In den Niederlanden wurde das dritte Jahrhundert von einer großen Krise beherrscht, die zu einer Entvölkerung der ländlichen Gebiete führte. Der Limes im Westen der Niederlande verschwand sogar völlig. Anfang des vierten Jahrhunderts erholte das Römische Reich sich langsam wieder, unter anderem durch den Zuzug von Franken aus den nördlichen Niederlanden. Die Franken ließen sich in den ländlichen Gebieten nieder und heuerten auch bei der römischen Armee an. Dies führte zu einer Fränkisierung der Gesellschaft. Im vierten und fünften Jahrhundert nahm der Einfluss der Zentralregierung in Rom nach und nach ab und ging die Römerzeit allmählich in das Mittelalter über.

Archäologie und Sichtbarkeit

In den Niederlanden gibt es nur noch wenige überirdische Reste aus der Römerzeit, aber unter der Erde dafür umso mehr. Durch den feuchten Boden wurde vor allem organisches Material wie Holz und Leder gut konserviert. Die Niederlande sind denn auch für ihre vielen Schiffsfunde bekannt. Um die Geschichte der Römer zu veranschaulichen, wurden außer Museen an verschiedenen Stellen auch visuelle Darstellungen errichtet.

UNESCO-Weltkulturerbe

Nach dem Hadrianswall (1987), dem Obergermanisch-Raetischen Limes (2005) und dem Antoninuswall (2008) ist auch für andere Teile des Limes eine Nominierung zur Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes vorgesehen. Sie sind alle Teil des Welterbes 'Grenzanlagen des Römischen Reiches'. Die Niederlande und Nordrhein-Westfalen haben gemeinsam den Niedergermanischen Limes – den Teil des Limes, der zwischen der Nordsee und Rheinbrohl verläuft – für die Liste vorgeschlagen. (Niedergermanische Limes in Deutschland.)

Das Besondere an diesem Vorschlag ist, dass der weitaus größte Teil des Niedergermanischen Limes unter der Erde liegt und es sich also um ein Bodendenkmal handelt. Es muss dann schon einige Mühe investiert werden, um das Denkmal auch überirdisch sichtbar zu machen. Derzeit berät die UNESCO sich über den Antrag. Die Entscheidung wird im Sommer 2021 erwartet.

Wo kann man die römischen Niederlande erleben?

Rijksmuseum van Oudheden, Leiden

Dieses nationale archäologische Museum ist das älteste historische Museum der Niederlande und besteht schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Außer klassischen römischen und ägyptischen Sammlungen gibt es hier auch eine umfassende Dauerausstellung über die römischen Niederlande. www.rmo.nl

Museum Het Valkhof, Nimwegen

Nimwegen ist mit Abstand die wichtigste Römerstätte der Niederlande. Darum ist es nur logisch, dass sich hier ein stattliches Museum befindet, wo ein Teil des reichen römischen Erbes der Öffentlichkeit gezeigt werden kann. www.museumhetvalkhof.nl

Thermenmuseum, Heerlen

Die umfangreichsten sichtbaren Reste der römischen Niederlande befinden sich in Heerlen. Hier sind Teile eines großen Badehauses erhalten geblieben. Das vor Kurzem rundum erneuerte Museum wurde darüber erbaut und strahlt internationales Flair aus. www.thermenmuseum.nl

Archeon, Alphen aan den Rijn

Der archäologischen Themenpark Archeon ist der einzige Ort in den Niederlanden, an dem es mehrere Rekonstruktionen von römischen Gebäuden zu besichtigen gibt. Außerdem befinden sich hier die berühmten Schiffe, die in Zwammerdam gefunden wurden. www.archeon.nl

Fort Vechten, Bunnik

Neben dem Fort Vechten, einer Festung der Holländischen Wasserlinie, wurde der Umriss des ehemaligen römischen Kastells Fletio sichtbar gemacht. Das Fort Vechten beherbergt das Waterliniemuseum und eine kleine Ausstellung über das römische Kastell. www.waterliniemuseum.nl

Park Matilo, Leiden

In Leiden wurde der Umriss des Kastells Matilo zum Anlegen eines Stadtparks einschließlich Umwallung und zugänglichen Aussichtstürmen verwendet. Verschiedene Kunstwerke verweisen auf die römische Geschichte dieses Ortes.

Meinerswijk, Arnheim

Noch eine Stelle, wo zwei Verteidigungslinien sich überlappen, nämlich der Römische Limes und die Ijssellinie des 20. Jahrhunderts. Das Hauptquartier des hier gelegenen römischen Kastells wurde mit niedrigen Mauern im Polder sichtbar gemacht.

Castellum Hoge Woerd, De Meern

Auf den Fundamenten der hier entdeckten Festung wurde ein modernes Kastell errichtet. Ein multifunktionales Gebäude mit einem Museum, Restaurant, Theatersaal, Streichelzoo und dem 25 m langen Frachtschiff De Meern 1, das hier dauerhaft ausgestellt wird. www.castellumhogewoerd.nl